Familienverband der Familie v. Treskow
 


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Orte > Haus Vogelsberg, Neusalz / Nowa Sól (1935-1945)



Das Landhaus Vogelsberg war 1935 das Äußerste, was der schlesischen Provinz an Modernität zuzumuten war. Der Werkbund-Architekt Fritz Schopohl war in den frühen 1930er Jahren in Berlin durch seine Villen bekanntgeworden – 1932 hatte er in Neu-Babelsberg das dem Haus Vogelberg sehr verwandte und heute unter Denkmalschutz stehende Landhaus Westrick errichtet. Der Stil Schopohls variierte nach dem ersten Weltkrieg zwischen Anlehnungen an den preußischen Frühklassizismus wie beim Gutshaus Jagotschen (bei Goldap in Westpreußen) und Sozialbauten im Design der Neuen Sachlichkeit bis hin zur radikalen Bauhaus-Modernität, wie beim Jagdhaus für den Reichsschatzminister a. D. Heinrich Albert in Zootzen bei Friesack. Erst ab 1930 fand er zu seinem unverwechselbaren Villenstil.

Der Bauherr Albrecht v. Treskow, Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, war vor Baubeginn in die Mühlen der politischen Radikalisierung geraten: als Landrat des Kreises Freystadt hatte er 1931 illegale SA-Aktivitäten verfolgt, die NSDAP verlangte daraufhin im Juni 1932 im preußischen Landtag, „den Landrat von Treskow wegen Unbrauchbarkeit seines Amtes zu entheben“. Die Entlassung erfolgte 1933 nach Anzeige, Prozess, Aberkennung des Offiziersrangs und kurzzeitiger Schutzhaft. Mit Berufsverbot belegt trat er 1935 als Finanzdirektor in den Vorstand der Gruschwitz-Textilwerke ein und liess sich in Neusalz an der Oder nieder, dem Heimatort der Firma und seiner Ehefrau Elisabeth Gruschwitz. Das neue Haus auf einem Höhenzug oberhalb der Oder erinnerte in seiner Lage an das Elternhaus Biedrusko bei Posen, das ebenfalls an exponierter Stelle überhalb der Warthe stand, mit einer abfallender Parkanlage bis zum Flussufer. Ansonsten bemühte sich der Architekt Schopohl, der bis 1935 auch Leiter der Architekturklasse an der Berliner Kunstgewerbeschule war, um eine reduzierte großstädtische Formensprache..    



Das neue Haus war auch ein Anlaufpunkt für die zunehmend verfolgten Berliner Freunde des Bauherrn. Im erhaltenen Gästebuch haben sich die Namen der Hausgäste dieser Jahre erhalten: zu ihnen gehörte u.a. der 1937 inhaftierte und 1938 in die Schweiz emigrierte Opernregisseur Walter Brügmann, der am 9. März 1930 in Leipzig die von Störaktionen und Tumulten der NSDAP begleitete Uraufführung der Kurt-Weill-Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ inszeniert hatte; der Nostradamus-Forscher, Parapsychologe und Astrologe Karl Ernst Krafft, 1941 inhaftiert und 1945 im KZ Buchenwald verstorben; der Maler, Zeichner und Ringelnatz-Illustrator Erwin Bindewald. Eine besondere Rolle spielte der Schriftsteller Hans Reimann, der schon seinen 1932 (unter dem Namen des politisch weniger unliebsamen Heinrich Spoerl) veröffentlichten Roman „Die Feuerzangenbowle“ in Neusalz recherchiert hatte: die Verfilmung 1933 mit Heinz Rühmann wurde zum Kassenschlager. Großer Beliebtheit erfreute sich auch der als Schriftsteller und Industriereporter bekannte Hausgast Heinrich Hauser, der 1939 in die USA emigrierte und dort 1940 sein Buch „Hitler versus Germany“ veröffentlichte. In das Neusalzer Gästebuch hatte er am 12. Februar 1939 geschrieben: „Es fliegen viele Vögel auf dem Vogelsberg ein und aus. Ich freue mich sehr, daß auch ein so häßlicher Vogel ein Nest vorfindet, wie Ihr sehr ergebener Heinrich Hauser.“ Anlass für den längeren Aufenthalt von Hauser, der soeben erst die Firmengeschichte von Opel verfasst hatte, war die Konzeption der Firmengeschichte „Gruschwitz – die Familie und ihr Werk“ zum 125-jährigen Firmenjubiläum am 2. Januar 1941.



Kurz nach dem Firmenjubiläum war Albrecht v. Treskow 1941 erneut angezeigt worden, es folgte im Januar 1942 ein zweiter politischer Prozess vor dem Sondergericht Breslau und schließlich der erzwungene Austritt aus dem Firmenvorstand. Zwei Jahren der Isolation folgte im August 1944 die Übersiedlung nach Westdeutschland und die Übernahme der aus dem Gruschwitz-Konzern ausgegliederten Nähfadenfabrik Rhenania in Dülken am Niederrhein. Das zurückgelassene Landhaus Vogelsberg wurde von der Partei beschlagnahmt, die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV eröffnete hier 1944 ein Säuglingsheim. Nach der vollständigen Enteignung 1945 und Jahren des Leerstandes wurde das Haus als Gemeindezentrum genutzt, 1987 wurde es in verschiedene Wohnungen unterteilt und baulich verändert. Die Gartenanlagen bis hin zu den Oderwiesen gingen seit 1970 in dem neuen, 2011 erweiterten städtischen Landschaftspark Kacza Górka (Entenhügel) auf.