Familienverband der Familie v. Treskow
 


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Personen > Margarethe v. Treskow (1882-1952)

* 6. 1. 1882 Karlsruhe, + Kiel 27. 1. 1952; ev.; Gutsfrau in Radojewo; geb. v. Treskow; verh. 1907 mit ihrem Cousin Hermann v. Treskow, (1872-1939), Gutsherr in Radojewo; V Heinrich v. Treskow, General (1840-1927); M Emma, geb. Bering Liisberg (1852-1935); G Waldemar (1872-1918); S Otto (1909-1998), Heinrich (1910-1981), Hermann (1913- 1983), Oskar (1915-1944); T Anna Elisabeth Albers (1911-2008).

 

Margarethe und Hermann v. Treskow mit ihren beiden Müttern und drei Söhnen

(mit Dank an Johannes Crol aus Hilversum, Niederlande:
Sein Vater Jan Crol war im August 1932 in Radojewo zu Gast und hat diese Aufnahme gemacht. Er war der Sohn von Margarethe v. Treskows niederländischer Internatsfreundin Etty Halbertsma aus Rotterdam, mit der sie das Herzogin-Marie-Insitut in Gotha besucht hatte.)


Aus dem Tagebuch Ulrich v. Hassells, 17. Februar 1940: „Frühstück bei Weizsäckers. Nachmittags bei Olga Riegele (Schwester von Hermann Göring). Gegen Abend bei Beck. Der unheilvolle Charakter des Regimes, vor allem ethisch gesehen, wird ihm immer klarer. Beck erzählte, dass eine angesehene Persönlichkeit eine Mission im Auslande habe übernehmen sollen, aber erklärt habe, sich vorher über die Geschehnisse in Polen unterrichten zu müssen. Er sei selbst hingefahren und habe seine schlimmsten Erwartungen übertroffen gefunden, worüber er eine Art Protokoll aufgezeichnet habe, das Beck gelesen hat. Unter anderem wird darin berichtet, dass die SS 1500 Juden, darunter viele Frauen und Kinder, solange in offenen Güterwagen herumgefahren habe, bis sie alle gestorben wären. Dann habe man durch etwa 200 Bauern riesige Massengräber aufwerfen lassen und danach sämtliche Personen, die daran gearbeitet haben, erschossen. Ich vergaß zu erwähnen, dass mir Olga Riegele folgendes berichtete: Hermann Treskow-Radojewo sei von den Polen als Geisel verschleppt worden; da er infolge blutiger Füße nicht mehr habe gehen können und liegengeblieben sei, habe man ihn kurzerhand erschossen. Seine Frau sei nun zu Göring vorgedrungen und habe ihm gesagt, sie bitte ihn, zur Ehre des deutschen Namens dafür zu sorgen, dass die furchtbaren Greuel gegen die Polen und Juden aufhörten! Das hätte ihn doch erschüttert.“

Was Margarethe v. Treskow 1940 unternahm, stand unter Todesstrafe: den Reichsfeldmarschall mit den Konsequenzen seines Tuns konfrontieren. Möglich war ihr dies, weil es private Beziehungen zur Familie Göring gab. Die innere Kraft dazu hatte sie gefunden, obwohl ihr 65-jähriger Ehemann Hermann in den ersten Kriegstagen im September 1939 von aufgebrachten Polen deportiert, misshandelt und nach einem langen Gewaltmarsch erschossen worden war. Hermann v. Treskow war weder Mitglied der NSdAP noch ein Vertreter der großdeutschen Interessenspolitik. Er musste für eine deutsche Polen-Politik sterben, von der er und seine Familie sich klar distanziert hatten. Schon Hermanns Vater Otto v. Treskow (1831-1901) hatte 1901 in der Posener Zeitung eine Deklaration gegen den Ostmarkenverein und das aggressive deutsche Auftreten in Polen veröffentlicht. Von polnischer Seite hatte er hierfür großen Zuspruch erhalten. Der polnische Freund und Kollege aus dem Provinziallandtag Stanislaw v. Chlapowski hatte ihm als einer von vielen am 6. Februar 1901 geantwortet: „Ich lese eben im Kurjer Poznanski für morgen Ihre aus der Posener Zeitung übernommene Deklaration. Es hat mir wohlgetan, diese Worte zu lesen. Zwar habe ich stets in Berlin und in Posen, wo wir zusammen unseren parlamentarischen Pflichten nachkamen, diese Gefühle von Ew. Hochwohlgeboren gekannt, aber in der jetzigen politischen Temperatur zolle ich meine höchste Hochachtung Ihren edlen Überzeugungen und Ihrem politischen Muth und Ihrer männlichen Unabhängigkeit.“ Die Familie Chlapowski täuschte sich in ihrer Hoffnung auf Aussöhnung. Mieczyslaw v. Chlapowski wurde am 23. Oktober 1939 auf dem Marktplatz von Koscian (südlich von Posen) von der Gestapo erschossen, während er auf seinen Knien den Rosenkranz betete. Alfred v. Chlapowski, 1904-1909 deutscher Reichstags-Abgeordneter, 1923 polnischer Minister und 1924-1936 polnischer Botschafter in Paris, starb im Februar 1940 im Gestapo-Gefängnis Koscian. Im September und Oktober 1939 wurden auch die über 1100 Insassen der in Sichtweite von Radojewo gelegenen Nervenheilanstalt Owinsk deportiert und umgebracht. Die SS benutzte hierzu erstmals Gaswagen, in denen die Patienten mit Kohlenmonoxyd vergiftet wurden. Hinzu kam die Verschleppung katholischer Geistlicher und die allgegenwärtige Erschießung von Juden. Nach heutigen Schätzungen fielen den SS-Einsatzgruppen in Polen von September 1939 bis zum Frühjahr 1940 zwischen 60.000 bis 80.000 Menschen zum Opfer. Es war in diesen Tagen, als Margarethe v. Treskow bei Göring vorsprach.

Literatur:
Ulrich von Hassel, Vom anderen Deutschland. Aus den nachgelassenen Tagebüchern 1938-1944, Freiburg 1946, S. 126.