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Personen > Julie v. Treskow (1791-1852),
Gutsherrin
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Berlin 12. 6. 1791, + Friedrichsfelde 24. 10. 1852; geb. Jouanne;
frz.-reformiert; Gutsherrin in Friedrichsfelde; V Jean Jouanne (1756-1806),
Kaufmann und Entrepreneur; M Susanne George (1768-1824) G Otto Louis
(1790-1814), Jean (1800-1857, Gutsherr auf Britz bei Berlin), Benjamin
(1801-1862, Gutsherr auf Malinie in Posen). verh. 1812 mit ihrem
Cousin Carl v. Treskow; S Hermann (1813-1894), Rudolf (1816-1893),
Julius (1818-1894), Karl (1819-1882), Heinrich (1823-1886), Louis
(1832-1897), T Marie v. Enckevort (1814-1879), Mathilde v. Chappuis
(1815-1893), Elisabeth Reichsgräfin v. Lüttichau (1824-1879).
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Julie v.
Treskow fand sich wohl zum eigenen Erstaunen in der Rolle der adligen
Gutsherrin in Friedrichsfelde wieder: zeitlebens haderte sie mit
dem Dünkel des preussischen Adels und betonte ihre durch und
durch bürgerliche Prägung. Als sie 1812 ihren Cousin Carl
v. Treskow heiratete, war dies noch eine Ehe im erweiterten Familienkreis
der französischen Kolonie von Berlin. Die Mütter waren
Schwestern, die Väter waren Geschäftspartner. Im Berliner
Hause des Großvaters Benjamin George kam sie wie selbstverständlich
mit den Größen des Berliner Geisteslebens in Berührung,
hier lebten abwechselnd Fichte, Alexander v. Humboldt, Bettina v.
Arnim, Beuth und Laroche zur Untermiete. Sie folgte ihrem Mann 1812
auf die Güter Owinsk bei Posen und Kade bei Genthin, wurde aber
ausserhalb Berlins nie so recht froh. Erst als ihr Mann 1816 mit
Hilfe ihrer eigenen Mitgift und dem Geld der gemeinsamen Großeltern
George das am Berliner Stadtrand gelegene Gut Friedrichsfelde erwarben,
hatten sich ihre Wünsche erfüllt. Die gesellschaftlichen
Ambitionen ihrer Umgebung sah sie mit Unverständnis, ihrem Mann
Carl schrieb sie 1832: „Mein guter Vater
hatte mir ein großes
Vorurteil gegen Adeliche eingeflößt, es war mir unmöglich,
ihnen einen Schritt der Zuvorkommenheit entgegen zu machen, ich habe
mir dies unter schweren Kämpfen abgenötigt ... heute fühle
ich, dass er in vieler Hinsicht Recht hatte. Ich sage Dir, dass ich
nur aus Liebe zu Dir mich mancher Demütigung habe aussetzen
können ... Mir genügen die einfachen Verhältnisse
des Standes, in dem ich geboren bin, und ich bedaure nur, dass sie
Dir im Wege stehen.“ Ihr Bezugsrahmen blieb immer die
bürgerliche
französische Familie, am nächsten stand ihr stets der Bruder
Jean Jouanne auf dem benachbarten Gut Britz. Dessen Tochter Tochter
Eugenie und Julies erklärter Lieblingssohn Louis werden 1856
ein Paar, eine Verwandtenehe in nunmehr dritter Generation.
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Julie prägte
das Leben in Friedrichfelde 35 Jahre lang – der Fassade liess
sie eine weinumrankte italienische Laube vorsetzen, im Park koordinierte
sie die Gartenarbeiten des befreundeten Lenné, im Schloss umgab
sie sich mit einer Reihe selbstbewusster Damen, die eines gemeinsam
hatten: sie waren künsterlisch tätig, bürgerlich, meist
alleinstehend und unabhängig. In Friedrichsfelde lebte in den
Sommermonaten die Malerin Caroline Lauska, geb. Ermeler, die von allen
Familienmitgliedern Portraits anfertigte, während ihr Mann Franticek
Lauska musizierte. Es kam die Ballerina Lamperi und die durch ihre Ägyptenreise
von 1820/21 bekannte Generalin Wolfhardine v. Minutoli, deren Reisebeschreibung „Souvenir
d’Egypte“ 1829 von der Schriftstellerin Wilhelmine v. Gersdorff
erstmals ins Deutsche übersetzt worden waren. Fixstern am Friedrichsfelder
Damenhimmel blieb allerdings über Jahrzehnte nur eine: die Autorin
Henriette Paalzow (Bild oben). Ihre Romane im Stile Walter Scotts
waren in der Zeit um 1830 unverwüstliche Bestseller, ihren Roman „Godwie
Castle“ erklärte Friedrich Wilhelm IV. zu seinem Lieblingsbuch.
Mit „der Paalzow“, der besten und einzigen Busenfreundin,
reist Julie zur Kur ins modische Teplitz und berichtet eher belustigt
als empört nach Hause, wie ungeniert sich hier die Gräfinnen
aus Berlin mit ihren wechselnden Liebhabern trafen. Henriette Paalzow
ist auch als einzige zur Stelle, als drei Kinder nacheinander starben
und auf dem Familienfriedhof im Park begraben wurden. In Friedrichsfelde
hatte sie ihren Lieblingsplatz unter einer alten Eiche mit Blick auf
das gotische Haus, hier konnte sie schwelgen, schreiben und sich in
andere Welten träumen. Paalzows Bruder, der Akademiemaler und
Professor Friedrich Wach, portraitierte Julie und zählte sie zu
seinem literarischen Zirkel.
Doch auch gekrönte Häupter brachten Julie nicht aus der Fassung.
Als Friedrich Wilhelm III. 1829 seine Lieblingstochter Charlotte, die
Zarin Alexandra Feodorowna, vor ihrer Rückreise nach Moskau
in Friedrichsfelde verabschieden wollte, richtete Julie den Empfang aus
und seufzte in Briefen an Carl: „Die Kaiserin
wurde von ihren Schwestern zum Wagen geführt, alle folgten, ich blieb aber im Saal, auf dem
Flur konnte fast keine Stecknadel zur Erde, die Hitze war glühend
und ich hatte Not, noch meine Kräfte auftrecht zu erhalten ... Dann
brach der König auf, an der Türe, wo ich stand, sagte er: ich
empfehle mich Ihnen bestens, heute war freilich nicht so ein froher Tag,
als wie das letzte mal, wie ich in Ihrem Hause war, aber so ist der Wechsel
des Lebens, und müssen auch solche Tage kommen. ... Nun war denn
alles vorbei, die Dienerschaft packte zusammen, sie hatten bloß Silberzeug
und Tischzeug mitgebracht, alles andere hatte ich gegeben .. Die anderen
Tage gab es viel aufzuräumen, zu kehren, zu scheuern, eine große
Wäsche zu beseitigen, und was der häuslichen Unruhen mehr sind.
Ich habe wirklich alle Hände voll zu tun mit Einmachen, Aufsicht über
die Maler, Anstreicher, die Aborte etc. Lache nur über die viele
Arbeit, es ist aber doch so.“
Ihr Herz allerdings schlug für andere Dinge. Als Carl 1842 Franz
Liszt nach Friedrichsfelde einlud und sein Konzert von Freiheitsliedern
der eingeladenen Berliner Studenten im Friedrichsfelder Treppenhaus begleitet
wurde, schrieb sie voller Begeistertung nach Hause: „Gern hätte
ich selbst Herrn Lizt empfangen, und freue ich mich, dass in all den
jungen Herzen sich Anerkennung fand für Genie und Menschenwerth.
So frohe, empfängliche Gemüther sind mir lieb, und spende ich
ihnen lieber Wein und Speise als den abgelebten, blasierten, hochmütigen,
... die ich nicht nennen will.“
Julie stirbt 1852 in Friedrichsfelde und ist auch hier begraben. Ihre
unveröffentlichten Briefe, eine Quelle ersten Ranges für
das Berliner Leben in der Zeit um 1820-1840, befinden sich als Abschrift
im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam. |
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